Montag, 20. Oktober 2008

Etappe A Santiago-Portillo (4)

40km
Kilometer 192-232

Ich will heute garnicht aus meinem Schlafsack raus. Es ist so schoen warm darin und draussen ist es ultrakalt. Aber es hilft ja alles nix...ich muss!

Habe gestern noch beschlossen, nicht mehr weiterzufahren zum Paso Bermejo oder gar zum aelteren Paso el Cumbre hinauf auf 3.900m wo das Monument Christo Redentor steht, dass als Zeichen des Friedens zwischen Argentinien und Chile nach diversen Streitigkeiten 1904 aufgestellt wurde. Schade eigentlich, denn da hinauf wollte ich eigentlich unbedingt. Aber meine Zeit wird knapp und ich brauche dringend eine Dusche, was richtiges zu essen und ein wenig Erholung.

Ich packe also (Foto), praepariere mich gegen den Wind mit Jacken, Regenhose und Schal und schwinge mich auf mein Rad. Der Downhill hat es in sich und meine Bremsen fangen fast an zu gluehen. Da die LKWs hier nur Schritt fahren koennen wegen der Steilheit ueberhole ich so einige, das macht richtig Spass. Nach einer Stunde habe ich trotz diverser Fotostops schon 30km und es ist hier unten deutlich waermer, doch kuehler als am Vortag und die Hunde sind lebendiger. Hatte ich beim Hochfahren noch keine gesehen, so jagt mir jetzt ab und an eine kleine Meute hinterher. Die sind hier aber noch harmlos und wollen nur Spass haben. Wenn man anhaelt verlieren sie das Interesse und verpissen sich ganz schnell.

Ich halte jetzt Ausschau nach einer Herberge und finde ein huebsches Hotel bei Tageskilometer 40. Neben der Tuer haengt ein Schild: "Landschulheim der deutschen Schule Santiago" (oder so aehnlich - habs nicht mehr im Kopf) ... interessant. Nach 2x Klingeln oeffnet eine Frau. Uebernachten sei nicht moeglich, da das Hotel wegen Desinfektion geschlossen sei. Schade.

Nur hundert Meter weiter gibt es aber eine Hosteria, wo ich dann einchecke. Ich kriege einen recht anstaendigen Raum mit zwei Betten, in dem ich fuer mich allein bin (Foto). Dann sehe ich aber die "sanitaeren Einrichtungen" und bin erst einmal ein wenig angewidert. Dass die Klobuerste an der Wand direkt neben dem Handtuch haengt ist vielleicht nicht gerade europaeischer Standard. Auch die Dusche und Toilette sind gewoehungsbeduerftig bis verdreckt (Fotos). Ich reisse mich aber zusammen, denn in Bolivien und Peru wird mich wahrscheinlich Schlimmeres erwarten. Mit einer dicken Papierunterlage auf dem Klo und Flip Flops in der Dusche muss es gehen. Und immerhin: Es gibt warmes Wasser.

Nach einer ausgiebigen und unglaublich wohltuenden Dusche frage ich nach, was es hier denn zu essen gaebe. Ich kriege Pollo con arroz (Haehnchen mit Reis), dazu einen Tomatensalat fuer 2.000 Pesos, das sind ca. 3,50 US$ und ist voellig ok. Das Essen schmeckt auch super, es ist wirklich der beste Hahn den ich je gegessen habe, ganz anders als die europaeischen Mastviecher.

In der Stube haengt ein bayrischer Spruch an der Wand (Foto) und im Regal sehe ich viele alte deutsche Buecher, ausserdem ein Klavier. Dieses Haeuslein muss wohl mal Deutschen gehoert haben, die es dann aus irgendwelchen Gruenden con todo verkauft haben.

Irgendwo in der Naehe uebt eine Kapelle. Die Trommler koennen allerdings keinen Takt halten und die Blaeser treffen nicht einen Ton, dafuer uebertoenen die gebruellten Kommandos des Dirigenten (?) alles. Im Steinofen im Garten backt die Herbergsmutti derweil Brot.

Den langen Rest des Tages verbringe ich mit Ausruhen, lese meinen Reisefuehrer oder liege einfach nur herum. Da ich der einzige Gast hier bin habe ich absolute Ruhe. Herrlich!

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